Donnerstag, 4. Dezember 2008

zurück in chiang mai

es ist doch etwas schönes, nach hause zu kommen. und für mich bedeutet nach hause kommen, dass ich schon weiss, welches guesthouse ich nehme, so ich im internet gleichzeitig rauchen und surfen kann. es ist beruhigend, auf alte dinge zurückzugreifen. auf dem weg hierhin habe ich mir in meinem guesthouse das zimmer oberhalb des letzten gewünscht, und siehe da, als ich ankomme ist just dieses noch frei.
ich hätte viel zu berichten, darf aber gleich jo auf den arcadebusbahnhof bringen und will deshalb nur einige passagen aus dem buch von ryszard kapuscinski, "meine reisen mit herodot", zitieren. auf seite 199 schreibt er:
"wann immer man tote tempel, paläste, städte betrachtet, stellt man sich die frage nach dem schicksal ihrer erbauer. nach ihren schmerzen, den gebrochenen rückgraten, den durch steinsplitter verlorenen augen, dem rheumatismus. nach ihrem unglücklichen leben. ihren leiden. und daraus ergibt sich die nächste frage: hätten diese wunderwerke ohne solches leiden überhaupt entstehen können? ohne die peitsche der aufseher? ohne die angst, die den sklaven im nacken sass? ohne den hochmut, der den herrscher erfüllte? wurden die grossen kunstwerke der vergangenheit nicht gerade durch das hervorgebracht, was im menschen negativ ist und böse? andererseits: sind sie nicht auch aufgrund der überzeugung entstanden, dass das, was im menschen negativ ist und schwach, nur durch das schöne überwunden werden kann, nur durch die anstrengung und den willen, schönes zu erschaffen? und dass das einzige, was sich nie ändern wird, die form des schönen ist? und das uns innewohnende bedürfnis danach?

seite 330:
kyros spricht: "nur zu; dann aber müsst ihr euch darauf gefasst machen, aus herren zu knechten zu werden, denn in üppigen und weichlichen ländern kommen immer auch nur weichlinge zur welt; denn in demselben lande pflegen reiche früchte und tapfere männer nicht zugleich auf den bäumen zu wachsen." er spricht über die perser, die danach die eroberung asiens aufgeben.

seite 335 f:
bei der lektüre herodots entdeckte ich in ihm mit der zeit eine verwandte seele. was veranlasste ihn zu seinen reisen? was lag seinem handeln zugrunde? was drängte ihn, die mühen der reise auf sich zu nehmen, die nächsten expeditionen zu wagen? ich glaube, es war die neugierde auf die welt. der wunsch, dort zu sein, um jeden preis das zu sehen, unbedingt das zu erleben.
das ist im grunde eine leidenschaft, die man nur selten antrifft. der mensch ist von natur aus ein sesshaftes wesen. seit er sich dem ackerbau widmen und die risikoreiche und ärmliche existenz des jägers und sammlers aufgeben konnte, hat er sich zufrieden auf seinem stückchen boden niedergelassen, sich gegen andere mittels mauern oder gräben abgegrenzt, bereit, für diesen platz sein blut zu vergissen, ja sogar sein leben zu opfern. wenn er von dort aufbrach, dann unter zwang, getrieben vom hunger, von seuchen oder kriegen oder auf der suche nach einer besseren arbeit oder aus sonstigen beruflichen gründen - weil er ein segler war, ein handelsreisender, ein karawanenführer. doch aus eigenem wunsch jahrelang die welt zu durchmessen, um sie kennenzulernen, zu ergründen, zu begreifen? und um das dann später zu beschreiben? solche menschen hat es immre nur wenige gegeben.
woher stammt bei herodot diese leidenschaft? vielleicht führte sie sich auf die frage zurück, die im kopf des kindes geboren wird: woher stammen die schiffe: wenn kinder an einer bucht im sand spielen, sehen sie fern am horizont plötzlich ein schiff auftauchen, das auf sie zukommt und immer grösser wird. aber von wo ist dieses schiff so plötzlich gekommen? die meisten kinder werden sich so eine frage gar nicht erst stellen. doch eines von ihnen, das gerade an einer sandburg baut, fragt vielleicht: von wo ist diese schiff hergekommen? diese ferne, ferne linie des horizonts sieht doch aus wie das ende der welt. ist etwa hinter dieser linie noch eine welt? und hinter der noch eine andere? welche? und das kind beginnt nach einer antwort zu suchen.

danke lieber kari für das buch. es hat mir einige inspirationen gegeben und ich werde es wohl jetzt dann auch freigeben...

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